Du bist mein – Jes 43

Vor ein paar Tagen habe ich in der Gärtnerei einen großen Wassertank geleert. Zum Schluss war auf dem Boden viel Schlamm und im Schlamm glitzerte es silbern und golden. Nein, ich war nicht auf Edelmetall gestoßen. Das war Glitzer von den Weihnachtssternen der letzten Jahre.

Und ich dachte: welch ein Kontrast, der Schlamm und das silbern und golden glitzernde „Edelmetall“! Wertloser Schlamm zusammen mit wertvollem Silber und Gold. Wertvolles inmitten von wertlosem. Wie sehe ich mich, mein Leben und meine Erlebnisse? Wie sehe ich andere Menschen? Bestimmt mein Umfeld darüber, wie ich über mich denke? Wie denkst du über dich?

Petrus schreibt, Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.1 Petr 1,3-7

Unser Glaube muss sich bewähren. Immer geht es in Anfechtungen auch um die Frage, Wer bin ich? Wie zeige ich hier und jetzt, wer ich bin? In jeder Anfechtung liegt darum eine Chance. Das ist der Sinn von Prüfungen, Krisen und Problemen. Meine Brüder und Schwestern, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtung fallt, und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll zu einem vollkommenen Werk führen, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und keinen Mangel habt. Jak 1,2-4 Die natürliche und menschliche Reaktion auf Anfechtungen ist nicht „lauter Freude.“ Alle Gläubigen erleben diese Spannung zwischen traurig sein in mancherlei Anfechtungen und Freude über Glauben, der sich bewährt hat: Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus…

Ich bin dankbar für die vielen Zeugnisse von Christen, die Gottes Gegenwart und Halt in Krisen erlebt haben. Ich bin dankbar für jede Erfahrung des Glaubens, die den Glauben stärkt. Gott war da vor der OP, in der OP und danach. Gott ist da, wenn ein geliebter Mensch beerdigt wird. Gott ist da, wenn die Anonymen Alkoholiker sich treffen. Gott ist da, wenn es durchs finstere Tal geht (Ps 23,4). Gott ist auch bei den Juden in Babylon, die aus ihrem Land verschleppt wurden und dort als Fremde leben. Gottes Kind zu sein bedeutet nicht, keine Krisen und Prüfungen erleben zu müssen.

In diesem wunderbaren Text in Jes 43 gibt es viel Wertvolles und Wichtiges. Das ist umso erstaunlicher, weil diese Worte an Vertriebene, Besiegte und Verlierer gerichtet sind. Gott spricht durch den Propheten Jesaja zu Menschen, die allen Grund hatten, sich wertlos, ungeachtet und ungeliebt zu fühlen. Gottverlassen würde auch passen. Aber sie waren und sind nicht gottverlassen. Du bist nicht gottverlassen. Niemals! Du denkst vielleicht, dass du wertloser Schlamm bist, weil alles um dich herum nach Schlamm und Wertlosem aussieht. Aber du bist Silber. Du bist Gold, das geprüft wird. Du bist… wie hat Gott es gesagt: in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich … geliebt (weil ich dich lieb habe). Oder kurz und knapp: du bist mein. Der Grund für das Gebot, fürchte dich nicht ist in der Identität der Juden zu finden. Wer du wirklich bist ist immens wichtig! Gottes Kinder sehen manchmal aus wie Verlierer, wie Verschleppte, wie Besiegte. Aber: Du gehörst Gott! Wer du bist entscheidet nicht dein Gefühl oder die Menschen um dich herum. Das hat Gott entschieden: Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Auch wenn alles um dich herum laut schreit „Du wurdest im Stich gelassen, du bist wertlos, du bist unbedeutend, du hast keine Hilfe durch Gott, du bist Schlamm“ ist das eine Lüge. Gott hat dich nicht im Stich gelassen. Gott sagt, du bist kostbar! Du bist wertgeachtet, du bist geliebt und du bleibst geliebt.

Gott hat Israel zu seiner Ehre geschaffen. Gott hat dich und mich zu seiner Ehre geschaffen. …alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe. V.7 Zur Ehre Gottes geschaffen und erlöst zu sein bedeutet nicht, vor allen Schwierigkeiten bewahrt zu sein. Ich kann Gott auch ehren, wenn ich im Schlamm liege. Die Olympischen Spiele sind Bühne für die Ehre eines Landes. Eine Medaille ehrt nicht nur den Sportler, sondern auch sein Land. Menschen glauben, dass sie wertvoller und bedeutender sind, wenn ein Sportler ihres Landes eine Medaille gewonnen hat. Welch ein Irrsinn! Was für ein Selbstbetrug. Doch ich bin überzeugt: Gott schaut lieber Paralympics. Gott freut sich an denen, die das Beste aus dem Machen, was ihnen möglich ist.

Ich würde die schweren Jahre niemals eintauschen für den ganzen Reichtum der Welt. Gott weiß, was jeder von uns zu erleiden hat, um dem Bild seines Sohnes Jesus Christus gleichgestaltet zu werden.“ (Paul Washer, amerik. Evangelist)

Identität bedeutet, sich zurechtzufinden, die eigene Position zu kennen, im Alltag, in seinem Umfeld und in der Welt. Identität bedeutet, den eigenen Wert zu kennen und innere Stärke zu haben. Identität bedeutet Stärke aus dem Vertrauen. Der Begriff kommt in der Bibel nicht vor, die Sache aber sehr wohl:

Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Matth 6,26

Der Mensch zweifelt an seinem Wert für Gott! Darum sorgt er sich und fürchtet sich. Jesus sagt: Du bist kostbarer, wertvoller, als du glaubst. Das ist eine bedeutende Aussage über mich und beschreibt einen Teil meiner Identität. Mit Fug und Recht gehört es in jede Bewerbung: Ich bin kostbarer als viele Sperlinge. Das ist wahr über mich. Jesus sagt es. Und ich will es zeigen in den Anfechtungen und Schwierigkeiten, die mir begegnen. Es gibt keine bewährte Identität ohne Bewährungen. Es gibt keine gestärkte Identität ohne Krisen.

Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid kostbarer als viele Sperlinge. Wer nun mich bekennt vor den Menschen, zu dem will ich mich auch bekennen vor meinem Vater im Himmel. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel. Matth 10,29

Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Lk 15,21

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Fürchte dich nicht – dieser Satz kommt in der Bibel angeblich 365-mal vor. Furcht war die erste Gefühlsregung des Menschen nach der Sünde: Furcht. Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. 1 Mo 3,10 Gott macht sich auf zu denen, die sich fürchten. Sie brauchen ihn. Er holt sie aus ihrer Furcht. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Das ist auch ein wichtiger Beitrag zum biblischen Menschenbild. Menschen fürchten sich und brauchen Zuspruch. Sie sind furchtsam, ängstlich, verunsichert. Der Mensch ist ein furchtsames Wesen. Jeder Mensch ist auf Ermutigung und Trost angewiesen. Wir möchten alles beherrschen und kontrollieren können. Das aber bleibt eine Illusion. Erlöste brauchen Zuspruch, sie brauchen das Wort, das sie daran erinnert, wer sie sind, wem sie gehören, was Christus für sie getan hat und tut. Immer wieder. Bis zum letzten Atemzug.

Diese Zusage, Du bist mein, zeigt mir auch: Erlöste bleiben unerlöst. Erlöste erleben Krisen, Zumutungen und Probleme wie andere Menschen auch. Erlöste brauchen Zuspruch, sie brauchen das Wort, das sie daran erinnert, wer sie sind. Immer wieder neu. Ich bin erlöst und ich bin unfrei und unerlöst. Beides ist wahr und bleibt wahr. Erlöste bleiben Menschen, die sich sorgen und fürchten. Erlöste bleiben Menschen, die mit Sorgen und Furcht als Erlöste umgehen können.

Wenn du durch Wasser gehst…V.2 Diese Aussagen beziehen sich nicht auf konkrete Personen, sondern auf das Volk Israel. Es sind Bildworte, die Gottes Treue und Hilfe gegenüber seinem Volk auch in scheinbar ausweglosen Situationen beschreibt. Wasser und Feuer stehen beispielhaft für tödliche Naturgewalten, die Gottes Absichten und Treue nicht bedrohen können. Mit anderen Worten sagt Gott hier: „Ich halte mein Wort. Ich bringe euch ans Ziel. Meine Macht ist größer.“ Darum kann Paulus auch von dieser Gewissheit reden: Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. Röm 8,37-39

Dieser Text in Jes 43 liefert auch einen wichtigen Beitrag zum biblischen Gottesbild. Die im Exil lebenden Juden erfahren durch den Propheten: Gott sieht uns. Unser Gott ist ein barmherziger Gott. Er spricht das helfende, tröstende Wort. Die Empfänger dieser Botschaft können mit Hagar sagen: Du bist ein Gott der mich sieht… (1. Mose 16). Gott sieht seine Kinder. Er will trösten. Er will das helfende Wort sagen. Er sagt das helfende Wort tatsächlich. Er will Glauben stärken. Gott sieht dich. Und er hat eine Botschaft für dich, die dir hilft, dich tröstet und stärkt. Achte auf die Jesajas in deinem Leben. Achte auf das helfende Wort, dass dich trösten und stärken will, als Christ zu leben.

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